Fibromyalgie

Das Wort Fibromyalgie beinhaltet Fibro = Faser, My = Muskel und Algie = Schmerz. Vielfach spricht man auch vom sog.  „Weichteilrheumatismus“

Triggerpunkte (Tender-Points)

 

Bei diesem Krankheitsbild bestehen häufig Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen, die vor allem in der Nähe von Gelenken auftreten. Bei  der körperlichen Untersuchung finden sich häufig starke Druckschmerzen an bestimmten Punkten, den sog. Tender-Points. Hinzu kommen sehr oft funktionelle Symptome wie Müdigkeit, körperliche Erschöpfung,  Konzentrations- und Schlafstörungen aber auch psychische Beschwerden wie Ängste oder depressive Verstimmungen. Die Funktion der Gelenke ist meist normal und die Muskeln sind nicht verändert oder verkürzt. Daher ist die  körperliche Untersuchung – abgesehen von der oft erheblichen Schmerzempfindlichkeit – meistens unauffällig.

 

 

 

Ursache und Häufigkeit

Obwohl der britische Neurologe Sir William Gowers bereits im Jahr 1904 die Symptome der Fibromyalgie beschrieben hat und ihr damals den Namen „Fibrositis“ gab, ist die genaue Ursache dieses Krankheitsbildes bis heute nicht bekannt.  Es ist jedoch keine entzündlich-rheumatische Erkrankung der Muskeln oder der Gelenke und es handelt es sich auch nicht um verschleißbedingte Schmerzen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT zeigen keine krankhaften Veränderungen und Laboruntersuchungen sind unauffällig.

Es wird eine Störung der Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem vermutet, wodurch die betroffenen Patienten überempfindlich für Reize werden. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob dies wirklich die Ursache oder die Folge der Erkrankung ist.

Es wird geschätzt, dass etwa 3 Prozent der deutschen Bevölkerung unter einer Fibromyalgie leiden. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, kommt aber am häufigsten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.  Etwa 80 Prozent der Erkrankten sind weiblich. Eine familiäre Häufung wurde beobachtet, so dass vermutlich genetische Faktoren oder aber psychosoziale Mechanismen eine Rolle spielen.

Diagnostik

Zumeist dauert es längere Zeit, bis die Diagnose einer Fibromyalgie gestellt wird und viele betroffene Patienten haben bereits mehrere Ärzte konsultiert. Da die körperliche Untersuchung und die Labortests unauffällig sind, fühlen sie sich oft mißverstanden oder als eingebildete Kranke abgestempelt, was die oft bestehende psychische Belastung noch verstärkt.

Fibromyalgie ist demnach eine Ausschlußdiagnose, d.h. es müssen immer alle anderen infrage kommenden Erkrankungen ausgeschlossen werden, bevor die Diagnose gestellt werden kann! Zu diesen Erkrankungen zählen z.B.:

  • Rheumatoide Arthritis (entzündliches Gelenkrheuma)
  • Polymyalgia Rheumatica
  • Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis)
  • Kollagenosen (z.B. Lupus erythematosus
  • Myositis (Muskelentzündung)
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Neuologische Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems

Behandlung

Die Behandlung sollte in einer Kombination aus physikalischer Therapie und psychologischen Verfahren bestehen. Klassische Schmerzmittel wie z.B. Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac bringen oft keine Linderung der Schmerzen. Selbst durch stärkere Analgetika wie Tramadol oder Morphium können die Schmerzen in der Regel nicht beseitigt werden. In einigen Fällen, kann die gestörte Schmerzverarbeitung durch Medikamente wie z.B. Amitryptilin günstig beeinflusst werden.

Zur physikalischen Therapie zählen aktives Training und Medizinische Trainingstherapie (Gerätetraining) aber auch passive schmerzlindernde Verfahren wie Wärme oder Elektrotherapie. Durch regelmäßiges körperliches Training z.B. im Rahmen von Rehabilitationssport kann häufig eine deutliche Besserung erzielt werden.

Immer sollte auch eine psychologische Therapie erfolgen. Betroffene Patienten sollten Verfahren zur Entspannung erlernen (z.B. progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen) und Techniken zur besseren Stressbewältigung und Schmerzverarbeitung (kognitive Verhaltenstherapie).